Ratgeber Versicherungen und Finanzen

Die Gebäudeversicherung, im Versicherungsdeutsch als „Verbundene Wohngebäude (VWG)“ bezeichnet, umfasst mehrere Bausteine. Neben der klassischen Feuerversicherung zählen noch Leitungswasser, Sturm/Hagel, Glas und Elementarschäden dazu. Alle fünf Module können für sich alleine abgeschlossen werden. Im Gegensatz zu früher besteht heute keine gesetzliche Verpflichtung mehr, eine Feuerversicherung abzuschließen. Diese musste bei öffentlich-rechtlichen Versicherern, in Hessen beispielsweise bei der Brandkasse oder der Nassauischen Brandversicherungsanstalt, gezeichnet werden. Dabei schrieb der Gesetzgeber auch vor, bei welchem Institut der Eigentümer das Gebäude zu versichern hatte. Die Frage, ob eine Glasversicherung zwingend notwendig ist, kann sich jeder selbst beantworten. Ob eine Feuerversicherung existenziell notwendig ist, beantworten diejenigen, die ihr Zuhause durch einen Brand verloren haben. Aus gutem Grund ist keine Bank zu einer Baufinanzierung bereit, ohne dass eine gültige Brandversicherung vorgelegt wurde.

Der Deckungsumfang

Feuerversicherung

Versichert sind Schäden, die durch einen Brand am Haus, den Nebengebäuden sowie der Garage entstehen.

Sturmschäden

Um einen Sturm handelt es sich ab Windstärke 8. Stürme im Sinne der Versicherungsbedingungen sind auch Orkane, Windhosen und Tornados.

Hagelschäden

Eiskörner mit einem Durchmesser von mehr als 0,5 Zentimetern werden als Hagel definiert.

Leitungswasserschäden

Der Versicherungsnehmer sollte darauf achten, dass Zu- und Ableitungsrohre versichert sind und der Versicherungsschutz nicht an der Hauswand, sondern erst an der Grundstücksgrenze endet. Dies schließt dann auch die Kostenübernahme bei einem Rohrbruch oder einer Rohrverstopfung im Garten, einschließlich der Bauarbeiten, mit ein. Leitungswasserschäden zählen zu den häufigsten Versicherungsfällen in der WGV.

Bei der Suche nach einer günstigen Wohngebäudeversicherung sollte dem Modul Leitungswasser besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Wenn eine billige Wohngebäudeversicherung nur die Zulaufrohre bis zur Hauswand absichert, ist sie im Schadensfall keine große Hilfe. Ein solcher Vertrag wird dann um ein Vielfaches teurer als eine günstige Wohngebäudeversicherung, die etwas mehr kostet, aber das Leitungswasserrisiko umfassend absichert.

Elementarschäden

Die Elementarschadenversicherung wäre in einigen Gegenden Deutschlands (z. B. am Verlauf der Elbe) als Pflichtversicherung angebracht, sprengt aber aufgrund der vorangegangenen Naturkatastrophen und der daraus resultierenden Prämienkalkulation das Budget mancher Hausbesitzer. Unter die Elementarschadendeckung fallen aber nicht nur Überschwemmungen, sondern auch Lawinen und Erdrutsche.

Die Grundprämie der einzelnen Module der Wohngebäudeversicherung richtet sich nach der jeweiligen Tarifzone. Regionen, die in der Tarifzone eins geführt werden, bergen das niedrigste Risikopotenzial und sind dementsprechend am günstigsten. Von diesem Versicherungstyp sind jedoch einige Risikogruppen ausgeschlossen: die, die bereits eine Leistung aus einer Elementarschadensversicherung bezogen haben oder sich in einer als besonders gefährdet klassifizierten Gegend befinden.

Die Prämienberechnung

Jahrelang ermittelte der Außendienst die Versicherungsprämie für die Wohngebäudeversicherung anhand des 1914er Wertes. Dieser Wert gibt an, welchen Wert eine Immobilie im Jahr 1914 hatte und ermittelt den gleitenden Neuwert durch Hinzurechnung der Kostensteigerungen für Material und Handwerk auf den heutigen Stand. Der 1914er Wert hat allerdings einen Nachteil: Durch neue Baumaterialien lassen sich diese nur bedingt auf das Jahr 1914 zurückrechnen.

Weitaus einfacher ist die Ermittlung der Grundprämie auf Basis der Quadratmeterzahl oder des umbauten Raumes. Ergänzend kommen noch die Qualität der Bausubstanz, beispielsweise Flachdach mit Bitumenpappe oder Hartdach mit Schiefer, und die Bauausführung hinzu. Zur Bauausführung zählen Faktoren wie Fenster (einfach oder hochwertig) oder Bodenbeläge (Teppichboden oder Carrara Marmor). Fertighäuser werden anders eingestuft als ein Massivhaus. Fußbodenheizung und Swimmingpool wirken sich für die Berechnung der Leitungswasserversicherung Prämien erhöhend aus. Neben dem Hauptgebäude fallen auch noch Gartenhäuser, Garagen (auch extern) und Carports unter die Wohngebäudeversicherung. Die Verträge bieten die Möglichkeit, bestimmte Risiken in prozentualer Abhängigkeit zur Versicherungssumme höher einzustufen. Dazu zählt beispielsweise die Kostenerstattung für Baumräumarbeiten nach einem Sturmschaden. Auf der anderen Seite lässt sich durch die Vereinbarung eines Selbstbehaltes der Beitrag signifikant senken.

Solaranlagen separat berücksichtigen

Zu den versicherbaren Sachen zählen auch Fotovoltaik- und Solarthermieanlagen. Diese sind jedoch nur sehr selten umfassend in den Versicherungsschutz einer Wohngebäudeversicherung integrierbar. Der Abschluss einer separaten, speziellen Police bietet eine bessere Abdeckung.

 

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