Verbraucherinformationen zu Versicherungen und Finanzen
Zweifelhafte Ehre für die Preisträger des „Versicherungskäses 2018“
Was für Hollywood die „Goldene Himbeere“ für den schlechtesten Film des Jahres ist, ist für die Versicherungen der „Versicherungskäse“. Mit diesem Preis zeichnet der Bund der Versicherten (BdV) seit 2015 das schlechteste Versicherungsprodukt eines Jahres aus.
Die zweifelhafte Ehre hatten in diesem Jahr am 13. April die Württembergische Gemeinde-Versicherung a.G. und die BGV Badische Versicherung AG:
Sie boten in den baden-württembergischen Schulen den 1,5 Millionen Schülerinnen und Schülern sog. Schülerversicherungen an. Diese Versicherungspakete umfassten eine Sachschaden-, Unfall- sowie eine Haftpflichtversicherung. Die beiden Versicherungsunternehmen bedienten sich dabei der Lehrkräfte, die zwar die Anträge verteilten und die Prämien einsammelten, aber selbstverständlich nicht beraten durften. Die Möglichkeit, Versicherungen über die Schulen an die Schüler zu verkaufen, wurde über eine spezielle landesrechtliche Regelung geschaffen. Aber: In 85 % aller deutschen Haushalte gibt es eine Privathaftpflichtversicherung, die nicht nur die leiblichen, sondern auch die Adoptiv- und Stiefkinder einschließt. Der Schulweg ist über den Gemeinde-Unfallversicherungsverband (GUV), Training und Wettkämpfe im Sportverein sind einschließlich der Hin- und Rückwege über die Haftpflichtversicherung des Vereins versichert. Den Eltern der Kinder wurde also eine komplett überflüssige Versicherung aufgeschwatzt, für die es nur schwache Leistungen und außerdem keine Beratung gab.
Auf den Plätzen zwei und drei rangierten der „SmartHome Schutzbrief“ der ERGO Group AG sowie der „Vitaly BU-Tarif SBUV 17“ der Generali Versicherung.
Der ERGO-Schutzbrief beinhaltet einen Notrufservice an die Feuerwehr oder die Polizei; der Jury blieb der Sinn hinter diesem Versicherungsmerkmal ein Rätsel, da hierfür im Bedarfsfall keine Kosten entstehen, die versichert werden müssten.
Die Generali-Police hingegen ist eine Kombination aus einer Berufsunfähigkeitsversicherung und dem vieldiskutierten Vitaly-Programm. Letzteres ist in Verruf geraten, weil dort für einen minimalen Versicherungsrabatt die Herausgabe von sehr sensiblen persönlichen Daten verlangt wird. Die Ermittlung der Rabatthöhe ist außerdem intransparent und enthält widersprüchliche Klauseln.
Die Vergabe des „Versicherungskäses“ gehört bereits jetzt zu einer in der Branche viel beachteten Veranstaltung. Die fünfköpfige Jury besteht aus zwei Vertretern von Verbraucherzentralen, einem Versicherungsberater, einer erfahrenen Versicherungsexpertin sowie einer Finanzjournalistin. Die nötige Kompetenz ist also gesichert.