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Robo-Advisors - aktueller Trend am Kapitalmarkt
Während früher die klassische Vermögensverwaltung mit einer persönlichen Beratung des Kunden vor Ort und einer anschließenden Verwaltung des Kapitals dominiert hat, treten mittlerweile immer mehr FinTech-Unternehmen am Markt auf, die sich als Robo-Advisors bezeichnen. Im Kern handelt es sich um Angebote, die eine professionelle Online-Vermögensverwaltung beinhalten. Ein grundlegender Unterschied zur klassischen Vermögensverwaltung besteht darin, dass Anleger das Angebot mit kleinen Beträgen nutzen können.
Welche Arten von Robo-Advisors gibt es auf dem Markt?
Robo-Advisors sind hauptsächlich in den vergangenen drei Jahren entstanden. Sie lassen sich in zwei große Gruppen einteilen: 1. Finanzvermittler und 2. umfassende Vermögensverwaltung. Die zweite Gruppe der Vermögensverwaltung wird danach unterschieden, ob der Robo-Advisor eher passiv oder aktiv anlegt. Beim passiven Anlageansatz arbeitet der Robo-Advisor nur mit ETFs. Bei der aktiven Anlage investiert der Roboter das Kapital in weitere Finanzprodukte, zum Beispiel:
- Staatsanleihen,
- Geldmarktpapiere,
- Aktien,
- Aktiv gemanagte Fonds,
- Immobilien,
- Edelmetalle.
Der Vorteil beim aktiven Anlageansatz ist, dass der Robo-Advisor das Portfolio umschichtet, wenn es angebracht erscheint. Ziel ist, dass die gesamte Kapitalanlage stets auf Sicherheit oder Rendite optimiert ist. Beim passiven Anlageansatz wird fast immer mit festen ETF gearbeitet, deren Zusammensetzung im Portfolio sich nicht ändert.
Wie funktionieren Robo-Advisors?
Unabhängig davon, ob Sie sich für einen Robo-Advisor mit einem aktiven oder passiven Anlageansatz entscheiden, funktioniert die Online-Vermögensverwaltung auf einer identischen Grundlage: Der Robo-Advisor ordnet den Kunden in eine Risikoklasse ein. Anhand dieser Risikoklasse schlägt der Roboter dem Kunden ein Portfolio und eine Anlagestrategie vor. Um dieses Risikoprofil und das passende Portfolio festzulegen, muss der Kunde vor der Depoteröffnung einige Fragen beantworten, vor allem zu diesen Punkten:
- Anlageerfahrungen des Anlegers,
- Einstellung zu Chance und Risiko,
- Anlagedauer,
- Einkommen und Vermögen,
- favorisierte Finanzprodukte.
In diesem Bereich arbeiten die Robo-Advisors mit verschiedenen Systemen. Manche Anbieter befragen den Anleger ausführlich, um Risiko-Profil, Portfolio und optimale Strategie auf ihn maßzuschneidern. Andere Online-Vermögensverwaltungen lassen den Kunden seine Risikoklasse selbst festlegen. Zum Beispiel mit einem Schieberegler für das Verhältnis von Sicherheit und Rendite.
Wie viel Geld muss ich mindestens anlegen?
Die meisten Robo-Advisors verlangen keine Mindesteinlage oder setzen diese mit 1.000 bis 5.000 Euro vergleichsweise niedrig an - ein großer Vorteil der Online-Vermögensverwaltungen. Zum Vergleich: Die klassische Vermögensverwaltung fordert häufig Mindestvermögen zwischen 500.000 und zwei Millionen Euro.
Was kostet mein Robo-Advisor?
Wie viel ein Robo-Advisor kostet, hängt unter anderem von Ihrer Einmalanlage, Ihrer monatlichen Sparrate ab und der Anlagedauer ab. Außerdem davon, wie ausgefeilt und unterschiedlich die Anlagestrategien sein sollen. Einen ersten Eindruck erhalten Sie mit dem Vergleichsrechner am Ende dieses Kapitels. Im Vergleich zum persönlichen Ansprechpartner einer Bank oder eines Vermögensverwalters sparen Sie mit dem Robo-Advisor mehrere 100 oder 1.000 Euro im Jahr.
Die wichtigsten Kosten der Robo-Advisor (Stand vom 23. Oktober 2019):
- Servicegebühr, meist jährlich, zum Beispiel:
- 0 Prozent (Quirion),
- bis 1 Prozent (Investify) und ggf. mehr außerhalb des unten stehenden Vergleichs,
- min. 2,37 Euro monatlich plus 0,95 Prozent jährlich bei Comdirect.
- Fondskosten zwischen derzeit 0 und 0,42 Prozent,
- Transaktionskosten zwischen derzeit 0 und 0,11 Prozent,
- Spread-Kosten zwischen derzeit 0 und 0,1 Prozent.
Die Robo-Advisor sind bei ihren Gebühren durchsichtig und lassen sich gut vergleichen. Vermögens-Tipp: Achten Sie nicht nur auf die Kosten, sondern auch auf die Anzahl und Art der Anlagestrategien. Selbst der höchste Preis ist gerechtfertigt, wenn die Anlagestrategie optimal zu Ihnen passt und ein Vielfaches dieser Kosten erwirtschaftet.
Welche Vorteile bietet mir der Robo-Advisor?
Anleger werden sich vermutlich nicht für eine Online-Vermögensverwaltung entscheiden, wenn sie keinen Vorteil gegenüber einer klassischen Vermögensverwaltung oder der Tatsache sehen, dass man sich selbst um die finanziellen Geschicke kümmern könnte. Allerdings gibt es tatsächlich einige Vorteile, durch die sich Robo-Advisors insbesondere im Vergleich zur klassischen Vermögensverwaltung auszeichnen können, nämlich:
- geringere Kosten
- höhere Transparenz
- oftmals größere Auswahl an Strategien / Portfolios
- finanzmathematische Systeme zur Optimierung
- für gewöhnlich keine Mindestvertragslaufzeit
- geringeren Mindesteinlage
Aufgrund dieser Vorteile werden Robo-Advisors insbesondere von Sparern, Kleinanlegern und Anlegern mit einem mittleren Vermögen gewählt, welche die Dienste einer klassischen Vermögensverwaltung aufgrund der dort vorherrschenden deutlich höheren Mindestanlagesummen gar nicht in Anspruch nehmen könnten. Bestens geeignet sind diese Anbieter zudem für Kunden, die sich nicht selbst um die finanziellen Geschicke kümmern möchten, sondern der Vermögensverwaltung eher zutrauen, mit dem angelegten Kapital eine gute Rendite zu erwirtschaften.
Welche Nachteile besitzen Robo-Advisors?
Neben den genannten Vorteilen gibt es auch einige wenige Nachteile, die Sie vor der Wahl eines Robo-Advisors beachten sollten. Den wohl größten Nachteil sehen Anleger, die sich gegen die Online-Vermögensverwaltung entscheiden darin, dass keine persönliche Beratung von Mensch zu Mensch stattfindet, wie es bei der klassischen Vermögensverwaltung oft der Fall ist. Daraus resultiert unter anderem, dass die Vermögensverwaltung nie so individuell auf die Wünsche und Ziele des Anlegers eingehen kann, wie es bei den klassischen Anbietern der Fall ist. Zwar nutzen die meisten Robo-Advisors mittlerweile immer „feinfühligere“ Systeme, beispielsweise durch sehr viele Fragen an den Anleger. Letztendlich findet der gesamte Vorgang aber dennoch online statt.
Während menschliche Vermögensverwalter vor Ort auch einmal zwischen den Zeilen die Ziele der Kunden erkennen können, welche diesen vielleicht selbst noch gar nicht bewusst sind, ist das bei der technischen Umsetzung durch die Robo-Advisors nicht möglich. Was die durchschnittliche Performance angeht, so lässt sich nicht pauschal festhalten, dass entweder die Robo-Advisors oder die klassischen Vermögensverwaltungen einen „besseren“ Wert erzielen. Dies ist definitiv vom jeweiligen Anbieter und der entsprechenden Marktsituation abhängig. Aber natürlich hat auch das Risikoprofil des Kunden Auswirkungen auf eine mögliche Rendite.