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Lohnt sich ein Bausparvertrag überhaupt noch?

Wohl kaum einem Finanzprodukt haftet derart hartnäckig der Ruf eines völlig aus der Mode gekommenen Sparmodells an wie dem Bausparvertrag – gleichzeitig hat sich aber auch kaum ein Finanzprodukt über die Jahre und Jahrzehnte hinweg so erfolgreich am Markt gehalten. Bausparverträge – der Name sagt es schon – werden in erster Linie von Verbrauchern und Sparern genutzt, die den Traum vom Eigenheim realisieren möchten. Die Statistik zeigt deutlich: Die Verbraucher schließen auch 2017 immer noch in großer Zahl neue Bausparverträge ab und viele Haushalte sind bereits durch mindestens einen aktiven Bausparvertrag mit einer Bausparkasse verbunden.

Doch gerade in der letzten Zeit werden auch immer öfter kritische Stimmen von unterschiedlichen Seiten laut, die die Institution Bausparvertrag insgesamt infrage stellen. Ein guter Anlass, die Geldanlage per Bausparvertrag genau unter die Lupe zu nehmen!

Welche Investitionen können durch einen Bausparvertrag getragen werden?

Primärer Zweck eines jeden Bausparvertrages ist die finanzielle Unterstützung von Bauvorhaben im weitesten Sinn. Daher werden Bausparverträge traditionell hauptsächlich zur Finanzierung von Immobilien eingesetzt. Hierzu gehört nicht nur der Neubau, sondern auch die Sanierung von bereits bestehenden Immobilien: Bausparverträge können hier wertvolle Impulse geben und die finanziellen Belastungen deutlich verringern.

Das Prinzip dabei ist denkbar einfach: Einer individuell gestalteten Sparphase folgt die Zuteilungsreife des Bausparvertrages. Sparer können sich dabei entscheiden, ob sie eine Auszahlung wünschen oder über den Bausparvertrag in die Darlehensphase eintreten, bei der die Bausparkasse zu einem vorher festgelegten Zinssatz dem Bausparer das Bauspardarlehen gewährt.

Für wen lohnt sich ein Bausparvertrag?

Sparer schließen einen Bausparvertrag nicht nur ab, um damit eigene Bau- oder Sanierungsvorhaben zu unterstützen. Sehr häufig soll ein Bausparvertrag auch eine konventionelle Geldanlage ersetzen – und erfolgt insbesondere in der Hoffnung auf einen guten Zinssatz für die regelmäßig eingebrachten Beiträge.

Wer aber genau hinsieht, merkt schnell: Als reine Geldanlage (also ohne die Inanspruchnahme des Bauspardarlehens) lohnt sich ein Bausparvertrag nicht richtig. Unabhängig von der individuellen Ausgangssituation und den ganz persönlichen Lebensumständen ist die Verzinsung für einen Bausparvertrag selten so günstig, dass sich die Einlage über eine Bausparkasse lohnt. Früher war das anders, denn in den Anfangszeiten lockten die Bausparkassen die Kunden noch mit wirklich guten Guthabenzinsen. Davon ist heute nicht mehr viel übrig geblieben, denn höchstens in Ausnahmefällen steigt der durch die Baukassen veranschlagte Guthabenzins über 0,5 Prozentpunkte. Damit eignet sich der Einsatz eines Bausparvertrags als „alternativer Sparplan“ überhaupt nicht. Beachten Sie bitte, dass beim Abschluss eines Bausparvertrags auch ein sogenannte Abschlussgebühr fällig wird, die üblicherweise zwischen ein und sechs Prozent der Bausparsumme beträgt (bei einer Bausparsumme von 100000 Euro wären das immerhin schon zwischen 1000 und 6000 Euro!). Bei einer derart niedrigen Verzinsung können Sie mit viel Glück gerade diese Abschlussgebühr abdecken – und machen unter dem Strich ein Nullgeschäft.

Bedeutung des Urteils des BGH bezüglich der Kündigung von Altverträgen

Großes Aufsehen erregte das im Februar 2017 verkündete Urteil des Bundesgerichtshofs in Bezug auf das Recht der Kündigung von Altverträgen durch die Bausparkassen.[1] Diese waren zum Problem geworden, da sie noch aus Zeiten stammten, in denen den Bausparern Guthabenzinsen von drei bis vier Prozent zugesagt wurden. Nicht wenige Sparer nahmen allerdings das damit verbundene Baudarlehen nie in Anspruch und erfreuten sich auch nach dem Ablauf der Ansparphase an den üppigen Zinsen, die durch die Bausparkassen zu erbringen waren. Hier lohnte sich natürlich der Einsatz eines Bausparvertrages anstelle eines konventionellen Sparvertrages – jedoch führte das mehr und mehr zu einer enormen Belastung der Bausparkassen als Vertragspartner.

Unter Umständen lohnenswert: Bausparverträge mit Förderung

Als reine Zwischenstation für Ihr Geld ist der Bausparvertrag nicht die optimale Lösung. Hier finden Sie sicher bessere und lohnenswertere Produkte, bei denen sich die Geldanlage auch wirklich auszahlt. Anders sieht das bei den Personengruppen aus, die für das Sparen über einen Bausparvertrag bestimmte Förderungen in Anspruch nehmen können: So zum Beispiel Auszubildende bzw. junge Leute unter 25 Jahren, die nicht nur von der Wohnungsbauprämie profitieren können, sondern auch von der Förderung per Arbeitnehmer-Sparzulage.

Gleiches gilt für Familien mit kleinen Kindern (also Kinder, die nach 2008 geboren wurden): Auch hier sorgen Fördermöglichkeiten dafür, dass sich das Sparen über einen Bausparvertrag lohnt. Das sogenannte Riester-Bausparen trägt mit einem Zuschuss zur Förderung dazu bei, dass auch aus kleinen Ansparraten schnell eine größere Summe wird.

Wer mit dem Bausparvertrag auf mögliche Sanierungen abzielt, kann ebenfalls durch gezielte Förderprogramme der KfW-Bank das finanzielle Risiko eingrenzen bzw. das eigene Budget deutlich optimieren.

Fazit

Es gilt also vor jedem Abschluss eines Bausparvertrages genau zu prüfen, ob das konkrete Produkt wirklich Sinn macht und in der Zukunft den Zweck erfüllt, für den es gedacht ist. Zwar klingen die blumigen Werbesprüche der Bausparkassen oft außerordentlich verlockend – doch sollten Sie bedenken, dass es hierbei auch darum geht, ein Produkt an den Mann (oder an die Frau) zu bringen. Gehören Sie zu einer der oben genannten Personengruppen, ist mit großer Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass der Abschluss eines Bausparvertrages für Sie tatsächlich finanzielle Vorteile bringt – vergleichen Sie dennoch vorher die unterschiedlichen Angebote und wählen Sie das für Sie passende Vertragsmodell aus.

[1] http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/document.py?Gericht=bgh&Art=en&Datum=Aktuell&nr=77457&linked=pm

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