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Lohnt sich die Altersvorsorge mit Lebensversicherungen noch?

Sie sind der Deutschen liebstes (Finanz-) Kind, die Lebensversicherungen. So belegen es auch die Daten des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (gdv): 2014 betrug der Gesamtbestand an laufenden Lebensversicherungen im engeren Sinne 88,3 Millionen Stück. Bei einer Einwohnerzahl von 81,2 Millionen ist das eine interessante Summe, zu der jedes Jahr mehr als fünf Millionen Neuverträge hinzukommen. Ist also die Lebensversicherung DER Schlüssel für die private Altersvorsorge der Bundesbürger?

Die kapitalbildende Lebensversicherung

Absichern und gleichzeitig Vermögen aufbauen: Das sind die Ziele einer Kapitallebensversicherung. Noch vor ein paar Jahren gab es attraktive Garantiezinsen. Sie wurden jedoch mehrfach vom Bundesfinanzministerium abgesenkt, weil Versicherer in der derzeitigen Niedrigzins-Phase kaum Überschüsse erwirtschaften können. Aktuell für 2015 werden 1,25 % auf den Sparanteil gezahlt, wovon noch Kosten für die Verwaltung und den Todesfallschutz abgezogen werden. Letztendlich kommen beim Verbraucher deutlich weniger als 1 % Zinsen an, durchschnittlich sind es nur 0,42 % bei Verträgen mit einer Anspardauer von 25 Jahren.
Der Klassiker sind gemischte Verträge, die sowohl auf den Todes- als auch den Erlebensfall des Versicherten abzielen. Hier muss der Versicherer also auf jeden Fall zahlen, was für den Versicherer heißt, dass er für jeden einzelnen Vertrag ansparen muss. Zu einer hohen Auszahlungssumme kommt es, wenn der Versicherungsnehmer sehr früh verstirbt: Dann übersteigt der auszuzahlende Betrag den bisher angesparten.

Die Risiko-Lebensversicherung

Diese Versicherung eignet sich für alle, die jemanden versorgen müssen: Das können junge Familien ebenso sein wie Geschäftspartner. Hier wird nach dem Tod des Versicherten ein einmaliger Betrag gezahlt. Dieser Versicherungstyp kann auch dazu dienen, ein Darlehen abzusichern.

Siehe auch
Hinterbliebenenschutz mittels Risikolebensversicherung


Versicherer haben bereits reagiert

Die Versicherungsunternehmen haben dem Verfall ihres einst so lohnenden Produkts nicht tatenlos zugesehen, sondern bereits Alternativen entwickelt, die schon heute ohne einen Garantiezins auskommen. Die Garantie wirkt nun eher mickrig: Sie beschränkt sich auf das eingesetzte Kapital ihrer Kunden, von dem noch Provisionen und Verwaltungskosten abgezogen werden. Als Lockmittel sollen hohe Renditen dienen, die die Versicherer durch Anlagegeschäfte in Aktien, Schwellenländer-Bonds und Unternehmensanleihen einfahren wollen. Sowohl Versicherungsfachleute als auch Verbraucherschützer sind sich in ihrer Einschätzung einig, dass der Wegfall der staatlich festgelegten Garantiezinsen der Todesstoß für die klassischen Lebensversicherungen sein wird.

Situation wird künftig noch problematischer

Voraussichtlich ab 2016 wird es den staatlichen Garantiezins für das Gros der Versicherer nicht mehr geben, er wird dann von jeder einzelnen Versicherung für das eigene Unternehmen selbst festgelegt. Es ist jedoch bereits klar, dass keine Lebensversicherungen mehr angeboten werden, die über eine sehr lange Laufzeit gehen. Die Versicherer werden sich künftig auf kurze Laufzeiten beschränken oder ganz auf sie verzichten. Nur für kleinere Versicherungsunternehmen, die nicht unter das EU-Regelwerk „Solvency II“ fallen, wird es den Garantiezins auch weiterhin geben.

Dem Problem der Versicherer, heute noch alte Verträge mit weit höheren Zinsen bedienen zu müssen, hat der Gesetzgeber 2011 die Einführung der Zinszusatzreserve entgegengesetzt. Die Versicherungsunternehmer müssen nun hohe Rücklagen bilden, um auch noch in den nächsten Jahren die früher gegebenen Zinszusagen einlösen zu können. Bis Ende 2014 kamen seitdem in der Branche 21 Milliarden Euro zusammen, allein im Jahr 2014 waren es acht Milliarden. Von Versicherungsexperten wird diese Entwicklung kritisch gesehen, weil das für diesen Zweck zurückgestellte Geld nicht in die laufenden Überschussbeteiligungen der Kunden fließen kann.

Siehe auch
Renditen bei der Kapitallebensversicherung sinken weiter
Lebensversicherung: beleihen statt kündigen

Die Wahl der Steuerklasse – das sollten Verheirate...
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