Verbraucherinformationen zu Versicherungen und Finanzen
Kapitalmarktbericht 1. Quartal 2019
Das wichtigste auf einen Blick
- Die Zinsen bleiben auch im Jahr 2019 stabil niedrig.
- Die größten Angstquellen für die Aktienmärke haben erstmal einen Teil ihres Schreckens verloren.
- Das Bruttoinlandsprodukt und damit die Deutsche Wirtschaft wächst weiter – wenn auch deutlich langsamer als in den letzten Jahren.
Allgemeine Weltmarktentwicklung im 1. Quartal 2019
Die guten Nachrichten zuerst: Der Weltmarkt scheint sich in den ersten drei Monaten des Jahres 2019 etwas beruhigt zu haben. Die Angst vor einem Zuspitzen der Handelsstreitigkeiten zwischen China und den USA hat etwas abgenommen. Eine Einigung scheint hier tatsächlich in Sicht zu sein.
Auch wenn das Verhalten der Regierung der USA nach wie vor weitgehend unvorhersehbar erscheint, hat Trump die allgemeine Weltwirtschaft offenbar doch erst einmal ein Stück weit von der Angel gelassen. Strafzölle auf europäische Waren sind zwar nicht endgültig vom Tisch – die großen Drohgebärden aus 2018 haben sich im Jahr 2019 aber vorerst nicht fortgesetzt.
Auch ein harter Brexit, der die Kapitalmärkte zeitweise in Angst und Schrecken versetzt hat, hat ein Stück weit an Schrecken verloren. Natürlich ist er nach wie vor möglich. Doch die Tatsache, dass sich das britische Unterhaus zumindest in dem Punkt einig ist, dass sie einen harten Brexit ablehnen, macht erst einmal Mut.
Generell ist die Weltwirtschaft in Sachen Wachstum in den letzten Monaten etwas ins Stocken geraten – von einer Rezession, wie man sie zuweilen beschreit, sind wir allerdings noch weit entfernt. Viel mehr kann man von einer klaren Entschleunigung der Wirtschaft sprechen. Das ist letztlich nichts weiter als eine normale zyklische Entwicklung, die auf eine Boomphase wie die zuletzt erlebte folgen muss.
Zinsentwicklung im 1. Quartal 2019
Die Zinsentwicklung im 1. Quartal 2019 hat keine großen Überraschungen für Anleger und Kreditnehmer bereitgehalten. Viel mehr hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihren extremen Krisenmodus, den sie nun schon seit einigen Jahren fährt, zementiert. War im letzten Jahr noch eine vage Ankündigung zu vernehmen, dass die Leitzinsen im Jahr 2019 wieder steigen könnten, wurden diese Ideen schon in den ersten drei Monaten des jungen Jahres wieder zu den Akten gelegt.
In seiner Sitzung vom 07. März 2019 verschob der EZB-Rat eine erste Erhöhung des Leitzinses, die noch im Dezember 2018 für den Spätsommer 2019 angekündigt war, in das Jahr 2020. Grund dafür dürfte das leicht unter den ursprünglichen Erwartungen gebliebene Wirtschaftswachstum der ersten drei Monate im Jahr 2019 gewesen sein.
Für Anleger bedeutet das, dass es weiterhin keine nennenswerten Zinsen auf kurzfristige Anlagen (Tagesgeld und mit 3-monatiger Kündigungsfrist angelegte Gelder) geben wird. Langfristige Anlagen sind nach wie vor nur wenig ertragreich, bringen aber zumindest ein geringfügiges Zins Plus.
Im Vergleich dazu bleiben aber Verbraucherkredite, Baudarlehen und Investitionskredite für die Wirtschaft weiterhin in einem sehr günstigen Zinstief. Hier ist bis ins Jahr 2020 hinein lediglich mit einer seitwärts gerichteten Entwicklung zu rechnen.
Zinssatz der Europäischen Zentralbank
Einlagefazilität Hauptrefinanzierung Spitzenrefinanzierung Basiszinssatz: -0,40 % 0,00 % 0,25 % -0,88 %
Quelle: Deutsche Bundesbank - https://www.bundesbank.de/de/ Stand 04.04.2019
Das ist auf den Aktienmärkten passiert
Während das letzte Quartal 2018 für viele Aktionäre ein einziger Alptraum war, haben sich die Börsen weltweit wieder ein gutes Stück weit erholt. Das hat verschiedene Hintergründe. So zum Beispiel den, dass die FED – die US-Notenbank – zuletzt von ihrer Politik der schrittweisen Leitzinserhöhung abgewichen ist. Das schafft Vertrauen, da billige Kredite ein hervorragendes Auffangnetz für Wirtschaftsunternehmen, die in Schieflage geraten sind, darstellen.
Daneben hat der Umstand, dass ein harter Brexit offensichtlich von niemandem auf dem politischen Parkett gewollt wird, zu einer gewissen Beruhigung der Wirtschaft in Europa geführt. Alles in allem haben sich die Aktienkurse im 1. Quartal 2019 von den teilweise drastischen Abstürzen Ende 2018 gut erholt. Dazu passt, dass der DAX Anfang April 2019 erstmals seit rund 6 Monaten wieder die 12.000 Punkte Marke geknackt hat.
So entwickelte sich die deutsche Wirtschaft zuletzt
Führende Wirtschaftsinstitute, die Bundesregierung und auch die zuständige EU-Kommission haben ihre Erwartungen in Sachen Bruttoinlandsprodukt (BPI) für das Jahr 2019 bereits gesenkt. Für Europa standen ursprünglich 1,9 % Wachstum zu erwarten – die Erwartungen wurden auf 1,3 % reduziert. Europaweit wohlgemerkt.
Für Deutschland waren von Seiten der Bundesregierung ursprünglich 1,8 % veranschlagt worden. Doch die Hängepartie in Sachen Brexit und der schwelende Handelsstreit zwischen den USA und China und teilweise auch zwischen den USA und Europa, haben auch in Deutschland zu einem Umdenken geführt. Lediglich 1 % wird aktuell noch in Sachen BPI-Wachstum prognostiziert.
Dabei profitieren die Unternehmen hierzulande nach wie vor von der geringen Arbeitslosigkeit und den guten Lohnzuwächsen der letzten Jahre. Denn diese führen zu einer starken Kaufkraft in den mittleren und hohen Einkommensbereichen. Auch Menschen im Niedriglohnsektor können sich heute schon deutlich mehr leisten, als noch vor 10 Jahren. Aus diesem Grund ist der Binnenmarkt noch immer ein starker Antrieb für die deutsche Wirtschaft.
Experten gehen davon aus, dass der zuletzt etwas schwächelnde Außenhandel in Kürze wieder an Fahrt aufnehmen wird. Aus diesen Gründen ist ein erreichen des aktuell prognostizierten Wachstums von 1 % auf jeden Fall realistisch.
Ein Ausblick in die Zukunft – das erwartet uns in den nächsten Monaten
Es stehen einige wichtige Entscheidungen an. Wie genau wird der Brexit verlaufen? Gibt es doch den harten Schnitt, kann man sich auf die letzten Meter noch auf ein für alle Seiten sinnvolles Abkommen einigen, oder wird der Brexit gar ganz zurückgezogen? Wie entwickelt sich die Beziehung zwischen China und den USA? Wie geht Donald Trump in Zukunft mit der europäischen Wirtschaft um und kommt es wirklich zu empfindlichen Strafzöllen?
Was nach Meinung der meisten Experten nicht zu erwarten ist, ist der Beginn einer echten Rezession im Jahr 2019. Viel mehr kann es zu einer weiteren Entschleunigung der Wirtschaft kommen – nach den letzten Boomjahren kann das Wachstum nur noch langsamer verlaufen. Stabile Beschäftigungen, eine dauerhaft niedrige Arbeitslosigkeit und volle Staatskassen machen die Gefahr einer echten Rezession dagegen recht klein – gibt es doch genug Möglichkeiten schnell gegenzusteuern, sollten sich erste Anzeichen einstellen.
Eine weitere Entspannung der Aktienmärkte ist zu erwarten – selbst für den Fall, dass es zu einem harten Brexit kommt. Das liegt vor allem daran, dass die EZB klargestellt hat, dass sie das Fangnetzt der niedrigen Kreditzinsen weiter hängen lässt. So wurde das Vertrauen der Anleger in die Auffangkraft der Finanzpolitik gestärkt, sollte es wirklich zu wirtschaftlichen Schieflagen kommen.
Keine Veränderungen sind am Zins- und Kapitalmarkt zu erwarten. Der Negativzins auf Einlagen bei der EZB führt dazu, dass Anleger nach wie vor mit minimalen Zinsen leben müssen. Der sehr niedrige Basiszinssatz und die damit verbundene Möglichkeit für die Banken, sehr billig an neues Geld zu kommen, halten die Kreditzinsen niedrig.
Trends sinnvoll nutzen – das gilt es für Verbraucher jetzt zu beachten
- Fondssparer
Wer in Fonds investiert hat, sollte auf jeden Fall Geduld bewahren. Mit einer Entspannung der Aktienmärkte ist auch mit einer besseren Rendite aus Aktienfonds in Zukunft zu rechnen. - Planen Sie die Aufnahme eines Kredites?
Dann besteht aktuell kein Grund zu großer Eile. Die Zinsen werden sich im Jahr 2019 nicht mehr groß verändern. Die geringfügigen Bewegungen in seitlicher Richtung können durch geschickte Vergleiche verschiedener Bankangebote ausgeglichen werden. - Geldanlage
Wenn Sie allerdings planen, eine größere Summe Geld anzulegen, sollten Sie erst einmal nur eine kurzfristige Anlageform wählen. Denn wenn es wirklich, wie angekündigt, zu ersten Erhöhungen des Basiszinssatzes der EZB im Jahr 2020 kommt, werden sich zeitnah auch die Anlagezinsen wieder erhöhen. In diesem Fall wäre es unglücklich, wenn Sie jetzt eine Festgeldanlage über fünf Jahre oder mehr zu einem niedrigen Zinssatz wählen würde und in einem Jahr mit deutlich besseren Konditionen abschließen könnten. Da kann es sich durchaus lohnen, das Geld noch für ein Jahr auf einem Tagesgeldkonto zu parken und dabei vielleicht ein Neukundenangebot einer Bank zu nutzen. Hier werden oft für die ersten 6 bis 12 Monate höhere Zinsen gewährt als normalerweise.