Verbraucherinformationen zu Versicherungen und Finanzen
Indexpolicen – die neue „Wunderwaffe“ auf dem Versicherungsmarkt?
Lebensversicherungen sind tot, es leben die Indexpolicen. Das ist in etwa die Losung, die zahlreiche Versicherungsvermittler bei ihren Kunden seit einigen Monaten verbreiten. Doch was ist dran an diesem Produkt? Und was sind Indexpolicen überhaupt?
Wer profitiert von Indexpolicen?
Die Begeisterung für Lebensversicherungen, die lange Jahre als eine der typisch deutschen Vorsorgeversicherungen galten, hat sich deutlich abgekühlt. Angesichts der anhaltend niedrigen Zinsen machen sie weder den Käufern noch den Anbietern Freude. Das soll mit Indexpolicen ganz anders sein – sagen zumindest die Assekuranzen.
Der Begriff „Index“ legt Versicherungskunden nahe, dass ihre Beiträge in Indexfonds oder –zertifikate fließen. Das stimmt so nicht. Die Versicherer leiten das Geld ihrer Kunden vielmehr in sichere und konservative Anlageformen wie z. B. Bundesanleihen weiter. Dort besteht praktisch kein Verlustrisiko, aber es gibt auch keine nennenswerten Erträge – eben wegen der oben erwähnten niedrigen Zinsen. Nur die kargen Überschüsse werden über die „Umgehungsstraße“ der außerbörslichen Optionsgeschäfte für ein Geschäft eingesetzt, das Finanzagenten als „Indexpartizipation“ bezeichnen und das als sehr riskant gilt. Bei diesen Optionsgeschäften handelt es sich um Finanzderivate: Das sind faktisch nichts anderes als Wetten auf die Kursentwicklung von Wertpapieren, Devisenkursen, Börsenindizes (z. B. DAX oder Dow Jones) oder Zinssätze, die zusammengefasst auch als Basiswerte bezeichnet werden. Die Finanzderivate haben also keinen eigenen Wert, der irgendwie beziffert werden könnte.
Die Grundlage dieser Wetten sind Kauf- Verkaufsberechtigungen einer bestimmten Anzahl von Basiswerten, wobei der Transaktionszeitpunkt und der Preis vorab vereinbart werden. Mit Derivaten wird also das Bedürfnis bedient, sich gegen spätere ungünstige Preisentwicklungen abzusichern.
Diese Strategie ist für den Käufer von Indexpolicen völlig undurchschaubar. Das allein ist bereits Grund genug, von dieser Anlageform, die allenfalls den Versicherern nutzt, abzuraten. Doch es kommt noch schlimmer für die Kunden: Die Erträge aus den Geschäften mit den Finanzderivaten werden mit einem sog. „Cap“ oder einer Quote begrenzt. Eine Quotenbegrenzung bedeutet für den Verbraucher, dass er nur anteilig von der Entwicklung der Derivate profitiert. Mit einem Cap hingegen wird der höchstmögliche Wertzuwachs festgelegt – in der Regel auf 3 % des Gesamtkapitals. Bei dieser Variante verliert der Kunde sein Geld nicht, es wird aber auch nicht mehr. Faktisch findet sogar ein Kaufkraftverlust statt, wenn die Inflationsrate in die Betrachtung einbezogen wird. Fachleute haben errechnet, dass ein Verbraucher mehr als 90 Jahre alt werden müsste, um mithilfe der garantierten Mindestrente sein eingesetztes Geld wieder herauszubekommen.
Das Modell begünstigt die Versicherer außerdem hinsichtlich des Verlustrisikos: Die mit den Beiträgen für Indexpolicen getätigten Optionsgeschäfte werden in den meisten Fällen über Investmentbanken abgewickelt. Sollte eine von ihnen Insolvenz anmelden, sind die Optionen auf einen Schlag wertlos, und die Versicherungskunden müssten auf die Indexbeteiligung verzichten.
Wie lautet das Fazit für Versicherungskunden?
Seriöse Überprüfungen von Indexpolicen wie die des Verbrauchermagazins Öko-Test, die im März 2016 veröffentlicht wurde, sprechen eine deutliche Sprache: Hände weg von Indexpolicen. Mögliche – geringe – Überschüsse werden limitiert, Kunden tragen das Verlustrisiko allein, es gibt keinen Garantiezins und die einzige Zusicherung der Assekuranzen an ihre Kunden ist, dass sie ihr Geld nicht verlieren. Den gleichen Effekt erzielt man allerdings auch, wenn man sein Geld im Bankschließfach verwahrt.