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Die deutschen Versicherer werden „grüner“

Bio-Label und Fair-Trade-Siegel auf Konsumgütern sind schon seit längerer Zeit für Verbraucher ein vertrautes Bild. Auch immer mehr Banken drücken ihrem Image einen grünen Stempel auf und integrieren Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit in ihre Unternehmensziele. Nur die Versicherungen schienen die Zeichen der Zeit bislang noch nicht erkannt zu haben. Das ändert sich gerade.

Marketing oder ehrliches Anliegen: Was steckt hinter den „grünen“ Angeboten?

Wahrscheinlich spielt beides eine Rolle. Die Versicherer gehen sehr unterschiedlich damit um, ihre Unternehmen umweltfreundlicher und nachhaltiger werden zu lassen. Das Spektrum reicht von der hochwertigen energetischen Sanierung der Firmengebäude bis zu Versicherungsangeboten mit einem ökologischen Anstrich. Während Investitionen in eigene Gebäude von der Öffentlichkeit fast unbemerkt bleiben, sieht das bei dem überarbeiteten oder erweiterten Leistungsportfolio schon ganz anders aus. Eine Vorreiterrolle nehmen hierbei die Barmenia Versicherungen ein: Sie bekennen sich zu den Grundsätzen für nachhaltiges Investieren der Vereinten Nationen (UNPRI) und haben diese in mehrere ihrer Angebote eingebettet. Die Barmenia Krankenversicherung sagt ihren Kunden bei einigen Tarifen beispielsweise zu, die hierfür nötigen Altersrückstellungen ausschließlich in nachhaltige Kapitalanlagen zu investieren. Dabei kann es sich beispielsweise um Anlageformen handeln, die dem Umweltschutz oder dem Ausbau von erneuerbaren Energien zugutekommen. Andere Zusatztarife übernehmen die Kosten für zahlreiche Therapien aus dem Bereich der alternativen Medizin. Die Strategie, sich ökologisch ausgerichteten Anlageformen zuzuwenden, spiegelt sich auch bei derzeit vier Tarifen aus dem Bereich der Lebensversicherungen wider: Für fondsgebundene Rentenversicherungen hat die Barmenia Lebensversicherung ein von der Vertriebsgesellschaft ÖKORENTA gemanagtes Strategiedepot „Ökologie“ eingerichtet. Hierin finden sich nur ökologisch aufgestellte Investmentfonds. Ähnliche Versicherungsangebote gibt es auch für die Kfz-Versicherung (z. B. der CO­­­2-Tarifrabatt) sowie bei Sach-, Haftpflicht- und Unfallversicherungen. Als Beispiele können hier der Einschluss von Photovoltaikanlagen in der Privathaftpflicht- und der Verbundenen Wohngebäudeversicherung oder der Anschaffungszuschuss von bis zu 250 Euro pro Gerät genannt werden, wenn im Rahmen der Hausratversicherung wasser- und energiesparende Groß-Haushaltsgeräte neu angeschafft werden müssen. Dieser soll die Mehrkosten ausgleichen, die beim Kauf von umweltfreundlichen Geräten entstehen.

Versicherer verbinden Nachhaltigkeit mit wirtschaftlichen Interessen

Bei allen positiven Aspekten, die eine stärkere Fokussierung auf den die Nachhaltigkeit von Versicherungen mit sich bringt, sollte nicht vergessen werden, dass es sich bei Assekuranzen um profitorientierte Wirtschaftsbetriebe handelt, die nicht in erster Linie die Welt retten wollen.

So sind beispielsweise auch die Versicherungsmerkmale zu sehen, die mittlerweile in zahlreichen Krankenversicherungstarifen enthalten sind: Sie bieten Anreize zum gesundheitsbewussten Verhalten, in dem sie den Verzicht auf das Rauchen, die Inanspruchnahme von Leistungen zur Früherkennung von bestimmten Krankheiten oder die Teilnahme an Präventionsprogrammen honorieren. Nach einem festen Katalog werden Boni gezahlt, mit denen die Mitarbeit der Versicherten honoriert wird. Selbstverständlich geschieht dies in erster Linie deshalb, um das Risiko von Erkrankungen und die damit einhergehenden oft teuren Behandlungskosten zu reduzieren. Aber auch dies ist eine Form der Nachhaltigkeit.

Durch und durch ökologisch und nachhaltig sein: Damit wirbt Greensurance® für seine Produkte. Es handelt sich hierbei um einen Versicherungsvermittler, der in den Sparten Haftpflicht-, Rechtsschutz-, Hausrat-, Wohngebäude- und Unfallversicherung aktiv ist und dazu beitragen will, den Klimawandel zu stoppen. Er vergibt für den Nachweis einer nachhaltigen Lebensweise sog. Ökopunkte. Solch ein Nachweis kann z. B. die Übermittlung einer Kopie der BahnCard sein. Durch die gesammelten Ökopunkte lässt sich die Höhe der Versicherungsprämie um bis zu 10 % reduzieren. Bei jedem Vertragsabschluss gibt Greensurance® einen Teil der Prämie an die Greensurance-Stiftung weiter, die eigens dazu gegründet wurde, mit diesem Geld Klima- und Umweltprojekte selbstständig umzusetzen.

Sehr ambitioniert ist die Gründung einer neuen Versicherung, die Sachversicherungen anbietet: Seit 2016 hat sich VER.DE dem Gedanken der Ökologie und Nachhaltigkeit verschrieben. Auch hier werden Ökopunkte verteilt; die Versicherung wirbt aber auch damit, ihren Kunden im Schadensfall höhere Leistungen als allgemein üblich auszuzahlen, damit sich diese ein ökologisch hochwertiges Ersatzprodukt kaufen können. Sofern innerhalb von drei Jahren kein Schadensfall eintritt, zahlt VER.DE einen Teil der Beiträge zurück. Wie es mit VER.DE weitergeht, wird sich zeigen: Der neue Anbieter befindet sich noch in der Startphase und verfolgt ein Geschäftskonzept, das aus einer Genossenschaft besteht, die sich künftig an der VER.DE Versicherungs-AG beteiligen soll.

Fazit: „Greenwashing“ oder gute Absichten?

Es spricht sich in der Versicherungsbranche erst sehr langsam herum, dass das Motto „Tu Gutes und rede darüber“ auch auf sie anwendbar sein könnte. Nur bei einzelnen Leistungsmerkmalen wie beispielsweise einem günstigeren Tarif bei der Kfz-Haftpflichtversicherung für Wenigfahrer wird man den Eindruck nicht los, dass mit dem Nachhaltigkeitsargument von der Absicht abgelenkt werden soll: Wenn nur wenige Kilometer gefahren werden, verringert sich das Risiko eines Unfalls und damit die Leistungen der Assekuranzen. Versicherer, die hier die grüne Fahne hissen, sollten sich nicht dazu verleiten lassen, ihre Telematik-Tarife ihren Kunden als besonders nachhaltig zu verkaufen: Hier ist die Absicht, die Versicherten zum risikoarmen Fahren zu bringen und damit die eigenen Bilanzen zu verbessern, zu durchsichtig. In der Mehrzahl haben die deutschen Versicherungen das Potenzial, das in diesem Thema steckt, aber noch nicht erkannt: weder im Marketing noch bei ihrem Angebotsportfolio.

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