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Automatischer Unfallmeldedienst – Versicherer mit neuem Angebot zufrieden

Die Zahlen sind alarmierend: 2015 wurden auf Deutschlands Straßen 2,5 Millionen Verkehrsunfälle gezählt – durchschnittlich 6.850 pro Tag, 4,2 % mehr als noch 2014. Auch die Zahl der Verletzten stieg an, nämlich innerhalb eines Jahres um 1,1 % auf 393.700. 2015 brachte auch einen Anstieg der Zahl der im Straßenverkehr ums Leben gekommenen Menschen: Sie stieg um 100 auf 3.475 Personen.
In vielen Fällen kam die lebensrettende Hilfe zu spät, weil z. B. die Unfallopfer nicht selbst in der Lage waren, Hilfe zu holen und Zeugen zu spät am Unfallort eingetroffen sind. Da spielen sich nicht nur menschliche Tragödien ab, sondern auch aus der ökonomischen Perspektive der Versicherungsunternehmen hätten durch das schnellere Eingreifen von Ärzten und Sanitätern oft längere und teure Behandlungen verkürzt werden können. Den letzten Anstoß gab offenbar eine im Auftrag des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) 2014 durchgeführte Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach (IfD): Danach wünschte sich fast die Hälfte der Autofahrer ein automatisches Notrufsystem.

Digitales Angebot, das Leben rettet

Seit dem 4. April 2016 können Autofahrer ein neues Angebot der Kfz-Versicherer nutzen: Ein automatisches Notruf-System, das unter der Bezeichnung „Unfallmeldedienst (UMD)“ geführt wird, kann Zusammenstöße erkennen und eigenständig an die Notrufzentrale der Autoversicherer weiterleiten. Sein Kernstück ist ein Unfallmeldestecker, der in den 12 V-Zigarettenanzünder gesteckt wird. Er verfügt über einen Beschleunigungssensor und ist per Bluetooth mit der UMD-App auf dem Smartphone verbunden. In der App werden die letzten drei GPS-Positionen des Fahrzeugs gespeichert, ältere Daten werden automatisch gelöscht. Es erfolgt keine Datenübertragung während der Fahrt, alle Daten bleiben auf dem Smartphone. Für die Versicherer ist es nicht möglich, Rückschlüsse auf die Fahrweise zu ziehen oder gar ein Bewegungsprofil zu konstruieren.
Die App kann über die Websites der Versicherer heruntergeladen werden. Für die Teilnahme eignen sich Smartphones mit aktuellem Android- oder iOS-Betriebssystem und Bluetooth Classic  (Android) / Bluetooth LE (iOS).
Kommt es zu einem Unfall, registriert der Unfallmeldestecker den Aufprall und sendet die Informationen über die Kollisionsstärke an die App. Von der App aus wird die Notrufzentrale über den Unfall, dessen Stärke, die Position des Fahrzeugs sowie die letzte Fahrtrichtung informiert. Gleichzeitig wird eine Sprechverbindung zwischen dem Smartphone und der Notrufzentrale hergestellt. So können sofort Rettungsmaßnahmen eingeleitet und Helfer deutlich schneller an den Unfallort geschickt werden.
Auch in Deutschland gibt es Orte ohne eine Netzverbindung, die jedoch für den Erstkontakt zur Notrufzentrale grundsätzlich benötigt wird. Wenn zwei Versuche auf diesem Wege erfolglos verlaufen, wird eine Unfallmeldung per SMS gesendet.
Nutzer können außerdem eine manuelle Meldung absetzen, wenn sie mit ihrem Kfz eine Panne haben oder sich in anderen Notsituationen befinden.

Ob sich die eigene Kfz-Versicherung am Unfallmeldedienst beteiligt, sollten Versicherte direkt erfragen. Den Anfang haben die Generali, die Allianz, die AXA und die HUK-Coburg gemacht, weitere Versicherer sind ihnen bereits gefolgt. Auch die Kosten sind sehr unterschiedlich: Sie reichen von einer kostenfreien Nutzung bis zu einer geringen Gebühr von weniger als 1,-- Euro pro Monat.

Wird der Unfallmeldedienst nicht bald überflüssig?

Auf diesen Gedanken könnte man kommen, wenn man die Pläne der EU verfolgt: Ab April 2018 sollen alle Neufahrzeuge mit einem Unfallmeldesystem ausgestattet werden. Da die durchschnittliche Lebensdauer von Autos in Deutschland jedoch bei 18 Jahren liegt, wird es noch lange dauern, bis tatsächlich die Mehrheit der Fahrzeuge über ein automatisches Unfallmeldesystem verfügt.
Doch es gibt auch Kritik: Einzelne Datenschützer unterstellen der Versicherungswirtschaft, sich mit diesem System den ersten Zugriff auf die Unfalldaten sichern zu wollen. Ihnen geht es darum, dass sich die Versicherer auf diesem Weg die Hoheit über die Aufträge, die bei Unfällen an Rettungsdienste, Abschleppfirmen oder Sachverständige vergeben werden, sichern. Warum diese Sorge erst jetzt geäußert wird, bleibt allerdings unklar: Auch die fast 17.000 orangen Notrufsäulen, die an den Seitenrändern der Autobahnen stehen, werden vom Notruf der Autoversicherer betreut.
Letztendlich muss jeder Autofahrer selbst entscheiden, wo seine Prioritäten liegen.

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