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Aktien als Anlageform - oft noch falsch eingeschätzt
Mit verschiedenen Kapitalanlagen verbinden manche Anleger bestimmte Vorstellungen, die nicht immer zutreffend sind. So gelten zum Beispiel insbesondere bei den Deutschen, die bei der Kapitalanlage sehr auf Sicherheit bedacht sind, Aktien als volatil und risikoreich. Dabei wird oftmals fälschlicherweise angenommen, dass das Investment in Aktienwerte immer mit einem hohen Risiko verbunden ist, was in der Form nicht stimmt. Stattdessen gehören Aktien definitiv zu den häufig unterschätzen Investments, weshalb wir Sie im folgenden Beitrag näher über diese Möglichkeit der Kapitalanlage informieren möchten.
Unterschied zwischen Spekulation und Kapitalanlage kennen
Vermutlich haben auch Sie in den Medien bereits öfter Berichte darüber gehört, dass der Deutsche Aktienindex oder ein anderer Leitindex wieder einmal deutliche Verluste erlitten haben. Insbesondere für die TV-Medien ist es allerdings recht typisch, dass vor allem kurzfristige und vergleichsweise heftige Kursbewegungen bei einzelnen Aktien oder Indizes herausgehoben worden werden. Dies kann leicht zu dem Eindruck führen, dass Anleger bei einem Aktien-Investment jederzeit mit hohen Kursverlusten, auch über einen längeren Anlagehorizont hinaus, rechnen müssen.
Grundsätzlich ist es zwar richtig, dass bei Aktien immer Kursverluste entstehen können. Trotzdem ist es wichtig, den Unterschied zwischen einer Spekulation und einer langfristig orientierten Kapitalanlage zu kennen. Bei der Spekulation möchten die entsprechenden Spekulanten mit dem Kauf von Aktien in möglichst kurzer Zeit, oftmals binnen weniger Wochen oder sogar Tage, verhältnismäßig hohe Gewinne erzielen. Diese Spekulationen beinhalten allerdings stets ein relativ hohes Risiko, denn innerhalb einiger Tage oder Wochen kann es natürlich bei nahezu jeder Aktie zu Kursverlusten kommen. Ganz anders stellt sich die Situation jedoch dar, wenn Sie als Anleger langfristig in Aktien investieren. Unter langfristig versteht man einen Anlagehorizont von mindestens vier Jahren, manchmal definieren Experten diesen Zeitraum sogar ab einer Anlagedauer von mindestens zehn Jahren.
Statistisch keine Verluste mit DAX-Aktien ab zwölf Jahren Anlagedauer
Vor nicht allzu langer Zeit gab es eine Untersuchung, die sich auf den Deutschen Aktienindex bezieht. Analysiert wurde die Kursentwicklung der im DAX befindlichen Aktien, und zwar bei einem Betrachtungszeitraum von 1987 bis 2017. Innerhalb dieses Zeitraumes von 30 Jahren haben Anleger im Durchschnitt betrachtet nie Verluste erleiden müssen, wenn sie ihr Kapital mindestens zwölf Jahre in deutsche Standardaktien investiert hatten. Dabei war es vollkommen unerheblich, welchen 12-Jahreszeitraum man betrachtete.
Wer innerhalb der letzten 30 Jahre also mindestens einen Anlagehorizont von zwölf Jahren hatte und dabei in DAX-Werte investiert war, der hat immer einen Gewinn erzielt. Solche Berechnungen gibt es auch für andere Indizes, die ein ganz ähnliches Bild zeigen. Das Fazit lautet also, dass es - zumindest bei den großen Aktiengesellschaften und Standardwerten - ab einem Anlagehorizont von mindestens zehn Jahren nur noch ein relativ geringes Risiko gibt, Kursverluste zu erleiden. Dies zeigt jedenfalls die Historie, auch wenn dadurch natürlich nicht garantiert ist, dass dies auch für zukünftige 10- bis 12-Jahreszeiträume gelten wird.
Überdurchschnittliche Renditen von sechs bis acht Prozent pro Jahr
Laut mehreren Untersuchungen ist ein langfristiges Investment in Aktienwerte nicht nur mit einem deutlich geringeren Risiko versehen, als viele Anleger annehmen. Darüber hinaus kann sich insbesondere die durchschnittliche Rendite sehen lassen, denn diese beträgt jährlich zwischen sechs und acht Prozent. Dabei kommt es selbstverständlich auf die Auswahl der Aktienwerte an, denn bei diesen Angaben handelt es sich lediglich um Durchschnittswerte. Dennoch gibt es kaum eine andere Anlageform, die innerhalb der letzten Jahrzehnte eine so gute Durchschnittsrendite verbriefen konnte, wie es bei Aktien der Fall ist.
Diversifikation von entscheidender Bedeutung
Wer die Vorzüge einer langfristigen Kapitalanlage in Aktien, insbesondere überdurchschnittliche Rendite und vergleichsweise geringes Risiko, in möglichst großem Umfang nutzen möchte, der sollte auf jeden Fall eine Diversifizierung vornehmen. Gemeint ist damit die Risikostreuung, die dadurch erreicht wird, dass Sie Ihr Anlagevermögen auf mehrere Aktien verteilen. Experten empfehlen, dass Anleger ihr Kapital ab einer Gesamtinvestitionssumme von 10.000 Euro auf mindestens fünf bis zehn unterschiedliche Aktienwerte verteilen sollten. Dabei ist es am sinnvollsten, Wertpapiere gezielt auszuwählen. So könnte eine gute und sowohl horizontale als auch vertikale Diversifizierung zum Beispiel nach den folgenden Kriterien vorgenommen werden:
- Branche
- Regionen bzw. Länder
- Standard- oder Nebenwerte
- Zyklische oder antizyklische Aktienwerte
Falls Sie beispielsweise zwei Aktien aus jeder Rubrik wählen, also aus verschiedenen Branchen, unterschiedlichen Ländern bzw. Regionen sowie sowohl antizyklische als auch zyklische Werte, haben Sie eine optimale Diversifizierung vorgenommen. Weniger gut wäre es hingegen, beispielsweise in fünf Aktien zu investieren, die alle im gleichen Land und womöglich noch in der gleichen Branche beheimatet sind.
Dividendenrendite als mögliche Zusatzrendite
Neben den Kursgewinnen, auf die natürlich auch langfristig orientierte Anleger bei einem Investment in Aktien hoffen, gibt es häufiger mit der Dividendenrendite eine Zusatzrendite. Zahlreiche Aktiengesellschaften schütten jährlich eine Dividende aus, die für den Anleger und Aktionär einen zusätzlichen Ertrag bedeutet. Immer mehr Anleger orientieren sich sogar bewusst an der sogenannten Dividendenstrategie. Diese beinhaltet, gezielt in Aktien zu investieren, die sich über viele Jahre hinweg durch eine überdurchschnittliche Dividendenrendite auszeichnen können. Mit einer solchen Auswahl tragen Sie sogar noch ein Stück mehr zur Sicherheit bei, denn für gewöhnlich sind es vor allem große Aktiengesellschaften und somit Standardwerte, die sich über Jahre hinweg durch eine stabile und gute Dividendenrendite auszeichnen können.
Fazit: Aktien mit deutlich mehr Vorteilen als oft angenommen
Die Bundesbürger zählen zu den Anlegern, die im weltweiten Vergleich mit die geringste Aktienquote überhaupt vorweisen können. Nicht einmal 20 Prozent aller volljährigen Anleger haben hierzulande Aktien bzw. Aktienfonds im Depot. Dies zeigt bereits deutlich, dass das Investment in Aktien oft falsch eingeschätzt wird und vor allem als zu riskant gilt. Die zuvor angesprochenen Untersuchungen zeigen jedoch eindeutig, dass es bei einem langfristigen Anlagehorizont nur eine geringe Wahrscheinlichkeit gibt, dass Anleger größere Verluste erleiden. Wichtig ist jedoch, bei vorübergehenden Kursverlusten an der Börse nicht in Panik zu geraten, sondern die Aktien im Depot zu halten.
Zudem ist eine möglichst breite Diversifizierung von Bedeutung sowie ein Investment in Standardwerte, die als stabil gelten und einen größeren Marktanteil in der jeweiligen Branche haben. Eine durchschnittlich sehr gute Rendite verbriefen Aktien als Kapitalanlage ohnehin, sie sind flexibel, durch den jederzeit möglichen Verkauf an der Börse schnell verfügbar und stellen bei einem langfristigen Anlagehorizont zischen mindestens zehn bis zwölf Jahren sogar eine nahezu ideale Altersvorsorge dar. Trotzdem müssen sich Anleger natürlich darüber im Klaren sein, dass Verluste - im Extremfall sogar Totalverluste - nicht gänzlich ausgeschlossen werden können, auch wenn diese bei guter Risikostreuung und einer langfristig orientierten Kapitalanlage nicht sehr wahrscheinlich sind.