Ratgeber Versicherungen und Finanzen

Die Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen bei Zahnersatz wurden in den vergangenen Jahren deutlich zusammengestrichen. Die Erstattungsgrundlagen sind drastisch formuliert. Zum Beispiel gilt als Voraussetzung die „medizinische Notwendigkeit“ – und nicht etwa das medizinisch Mögliche. Außerdem gelten kosmetische Gesichtspunkte. Was bedeutet das für die Versicherten?

  • "Medizinisch notwendig" ist beim Zahnersatz die billigste Lösung. Also Zement statt Keramik.
  • "Kosmetisch überflüssig" ist der Ersatz nicht sichtbarer Zähne. Das betrifft also die hinteren Backenzähne.

Sie haben das Problem beim Zahnersatz erkannt? Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt nur die billigste Lösung - und das auch nur, wenn die Zahnlücke sichtbar ist. Selbst für diese Billigvariante übernimmt sie nicht die vollständigen Kosten für Labor und Zahnarzt, sondern zwischen 50 und 60 Prozent, abhängig auch vom Bonusheft.

Wer guten Zahnersatz möchte, hat drei Möglichkeiten:

  • selbst bezahlen aus Eigenmitteln,
  • selbst bezahlen über einen speziellen Kredit, den Dentalkredit (die Werbung liegt in zahlreichen Zahnarztpraxen aus, aber wir raten Ihnen davon ab. Herkömmliche Kredite sind günstiger),
  • eine Zahnzusatzversicherung abschließen.

Vorsicht vor billigen Angeboten bei der Zahnzusatzversicherung

Für die Zahnzusatzversicherung gilt klar: preiswerter Versicherungsschutz ja, billiger Versicherungsschutz nein. Der Unterschied zwischen einer preisgünstigen und einer zu billigen Versicherung liegt jedoch nicht in den Prämien. Sondern in denjenigen Kosten, die die Versicherung auf ihre Kunden abwälzt.

Tipp: Prüfen Sie das Klauselwerk und vor allem die so genannten Zahnstaffeln.

Versicherungsfalle 1: Zahlstaffeln

Die Versicherer legen Leistungsstaffeln fest, die erst im Lauf der Versicherungsjahre stufenweise steigen. Dazu ein willkürliches Beispiel:

VertragsdauerKostenerstattung
Erstes und zweites Versicherungsjahr 1.000 Euro Erstattung
Drittes und viertes Versicherungsjahr 1.500 Euro Erstattung
Fünftes und sechstes Versicherungsjahr 2.500 Euro Erstattung
Siebtes Versicherungsjahr 3.000 Euro Erstattung
Ab dem achten Versicherungsjahr Unbegrenzt

Dieses Beispiel ist willkürlich und vereinfacht, die Zahlen stammen aus keinem echten Tarif. Das Beispiel soll lediglich die Zahnstaffel verdeutlichen: Bei einem preiswerten Tarif dauert es mehrere Jahre, bis die Versicherung die kompletten Kosten übernimmt.

Vor nicht allzu langer Zeit betrat eine große deutsche Warenhauskette den Markt der Zahnzusatzversicherungen und lockte mit billigsten Preisen. Schon der Blick auf die Zahnstaffel zeigte, dass das Produkt völlig indiskutabel war. Wenn eine Zahnstaffel unter 1.000 Euro startet und nicht wesentlich steigt, ist die Versicherung die monatliche Prämie nicht wert. Egal wie niedrig diese Prämie liegt. Hochwertiger Zahnersatz kostet schon für einen einzigen Zahn mehr als 1.000 Euro. Sanierungsbedarf mehrerer Zähne wird richtig teuer. Dabei ist es genau dieser Sanierungsbedarf, für den Sie eine Zahnzusatzversicherung abschließen.

Versicherungsfalle 2: Kleingedrucktes

Auch die Formulierungen in den Versicherungsbedingungen weisen darauf hin, ob ein Abschluss empfehlenswert ist:

  • Lautet die Formulierung „Übernahme der verbliebenen Kosten nach Abzug der Vorleistung der gesetzlichen Krankenversicherung“, kann sich der Versicherungsnehmer entspannt zurücklehnen.
  • Wird jedoch „Übernahme der verbliebenen Kosten nach Vorleistung der GKV, maximal jedoch 80 Prozent“ vereinbart, wird es für den Versicherungsnehmer schon kritischer.

Das Kleingedruckte zwingt zum detektivischen Vorgehen, um eine preiswerte Zahnzusatzversicherung von einer billigen Zahnzusatzversicherung zu unterscheiden.

Versicherungsfalle 3: Wie definiert die Versicherung "Zahnersatz"?

Je umfassender die Definition von Zahnersatz ausfällt, desto preiswürdiger ist die Zusatzversicherung. Manche Versicherer erstatten die Kosten für Inlays, andere definieren Inlays nicht als Zahnersatz. Gleiches gilt für Onlays. Bei der Erstattung einer Brücke spielt die Anzahl der ersetzten Zähne eine wesentliche Rolle.

Fazit

Es muss nicht die teuerste Versicherung sein, um sich ein Lächeln leisten zu können. Zahnersatz lässt sich günstig absichern. Doch ein zu billiger Vertrag ist kritisch einzuschätzen: Die Anbieter gleichen niedrige Einnahmen durch niedrige oder eingeschränkte Leistungen aus. Achten Sie daher auf das Preis-Leistungs-Verhältnis.

Vergleichen Sie die Tarife hier selbst:

 

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